Klimadiagramm erklären
Ein Klimadiagramm ist eine grafische Darstellungsform der klimatischen Verhältnisse an einem bestimmten Ort im Jahresverlauf. Daraus lassen sich die langjährigen Mittelwerte der in .Klimadiagramm
Ein Klimadiagramm ist eine grafischeDarstellungsform der klimatischen Verhältnisse an einem bestimmten Ort im Jahresverlauf. Daraus lassen selbst die langjährigen Mittelwerte der in Klimastationen über Jahr gemessenen Temperatur- und Niederschlagsverhältnisse entnehmen.
Zustandekommen der Messwerte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei den am häufigsten verwendeten hygrothermischen (gr. hygros = Wasser, Feuchtigkeit und gr. thermos = warm, Wärme) Klimadiagrammen werden Messwerte für Niederschlag (N) und Temperatur (T) berücksichtigt. Diese werden gemäß den Klimanormalperioden als 30-jährige Mittelwerte dargestellt (Definition Klima = Zeitraum von 30 Jahren). Für die Wärme werden die Tagesmitteltemperaturen für jeden Monat gemittelt; die Niederschlag eines Monats wird akkumuliert. Diese Durchschnittswerte werden im Klimadiagramm verzeichnet.
Der Nutzen eines Klimadiagramms
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Klimadiagramm bietet die Möglichkeit, bereits durch kurze Betrachtung eine schnelle, grobe Einschätzung der regelmäßig wiederkehrenden örtlichen Witterungsverhältnisse vorzunehmen. So kann in hygrothermischen Diagrammen eventuelle Aridität und/oder Humidität bestimmt werden, was wiederum auf Trockenzeiten und Vegetationsbedingungen schließen lässt, das die für den Menschen mögliche Landnutzung bestimmen.
Klimadiagramme möglichst vieler Orte bilden die Grundlage (effektiver und integrativer) Klimaklassifikationen der Erde, die vergleichbare Klimaregionen sichtbar machen.
Auch bei der Planung einer Fernreise kann ein Blick auf die Klimadiagramme der in Anfrage kommenden Reiseziele hilfreich sein.[1]
Typen von Klimadiagrammen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Man kann verschiedene Typen von Klimadiagrammen unterscheiden: Walter/Lieth-Klimadiagramm, Thermoisoplethendiagramm, Klimogramme und Diagramme, die leicht von den Konventionen dieser Typen abweichen.
Walter/Lieth-Klimadiagramm (hygrothermisch)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Beim häufig verwendeten Typ nach Heinrich Walter und Helmut Lieth werden traditionell die durchschnittlichen Monatstemperaturen (T) dem langfristigen Mittelwert der monatlichen Gesamtniederschläge (N) im Jahresverlauf gegenübergestellt (= hygrothermisch). Es wird von einer Abhängigkeit der Verdunstung von der Lufttemperatur ausgegangen, und zwar davon, dass bei einer monatlichen Mitteltemperatur von 10 °C im Zeitraum des betreffenden Monats etwa 20 mm Niederschlag verdunsten, bei 20 °C etwa 40 mm usw. Dieser Anteil des Niederschlags kann nicht versickern und steht daher den Pflanzenwurzeln nicht zur Verfügung. Nur wenn der Niederschlagswert höher liegt als das Doppelte des Temperaturwertes, erhält das Gebiet durch den Regen pflanzenverfügbares Wasser für die natürliche Vegetation und die landwirtschaftlichen Anbauflächen.
Die Darstellung der Werte wird für die Temperatur durch eine rote Kurve und für die Niederschläge entweder mittels einer blauen Stütze oder einer blauen Kurve vorgenommen. T wird in °C angegeben und N in mm (entspricht Liter pro Quadratmeter), und zwar in der Form, dass die einander bezüglich der Verdunstung entsprechenden Skalenwerte an derselben Linie liegen. Bei den Monaten, in denen die Niederschlagskurve oberhalb der Temperaturkurve verläuft, spricht man von humiden (feuchten) Monaten. Liegt die Temperaturkurve aber oberhalb der Niederschlagskurve, handelt es sich um aride (trockene) Monate. Je nach der Anzahl der ariden und humiden Monate spricht man von humidem Klima, aridem Klima oder auch semiaridem Klima.
Die Maße für die Einheiten von T und N stellen im Verhältnis 1:2 (d. h. 10 °C sind auf derselben Höhe der y-Achse verzeichnet wie 20 mm N). Ab 100 mm Niederschlag wird N in der Regel so dargestellt, dass die Skala in diesem oberen Bereich auf ein Fünftel der Höhe gestaucht und tiefblau dargestellt wird (ein Schritt auf der y-Achse entsprechend dann 100 mm N statt vorher 20 mm N). Diese Abflachung ist bei Klimadiagrammen von Orten zu sehen, die (zeitweise) sehr humid sind bspw. bei immerfeuchten, tropischen Klimaten oder saisonal feuchten Monsunklimaten mit jahreszeitlichen extrem hohen Niederschlägen (siehe unten). Durch das 1:2-Verhältnis in den Temperaturbereichen bis +50 °C (entspricht N 100 mm) können bei Betrachtung des Diagramms sofort Behaupten zur Humidität bzw. Aridität getroffen werden, da humide Monate so definiert sind, dass ihre potentielle Verdunstung durch die Niederschläge übertroffen wird (also, dass generell Wasser für Pflanzen zurückbleibt). Aridität wird manchmal veranschaulicht, indem die Fläche zwischen der oberhalb der Niederschlagskurve verlaufenden Temperaturkurve und der Niederschlagskurve farblich, meist gold hervorgehoben wird, also das Integral zwischen T und N (wenn keine Niederschläge vorhanden sind, das Integral unter der T-Kurve; siehe Abb. unten in gelb).
Da das Walter/Lieth-Schema häufig Verwendung findet, um globale Vergleiche durchzuführen und Klimatypen festzulegen, wird die Reihenfolge der Monate für die Südhalbkugel um 6 Monate verschoben, damit die Jahreszeiten für beide Erdhälften entsprechen.
Deutung und Zuordnung von Klimadiagrammen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hat die Temperaturkurve eine sehr hohe Schwankungsbreite (Amplitude) im Verlauf der Jahreszeiten, handelt es sich um einer kontinentales Klima. Ist die Amplitude gering, ist einer wärmeausgleichender Meereseinfluss wirksam (Seeklima). Verläuft die Temperaturkurve beinahe in einer horizontalen Linie, liegt die Klimastation in den Tropen mit Tageszeitenklima. Sind auf dem Klimatabelle sowohl aride Monate zu sehen als auch humide mit relativ hohen Niederschlägen, sind letztere entweder Regenzeiten der wechselfeuchten Tropen oder sommerliche Monsunregen. Bei Sommertrockenheit und Winterregen liegt die Klimastation an einem Hafen mit Mittelmeerklima bzw. dem subtropischen Winterregenklima der Westseiten. Anhand der Temperaturkurven und Niederschlagswerte kann man jeder Klimadiagramm einer Klimazone zuordnen. Zu berücksichtigen ist da, dass bedingt durch die gleichbleibende Neigung der Erdachse während des Sommers der Nordhemisphäre auf der Südhemisphäre Winter ist und umgekehrt (Jahreszeiten).
Kritik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Darstellungsform des Niederschlags durch Säulen hat das Vorteile, dass sie zum einen die Art die Messung von N mittels Wassersäule veranschaulicht und zum anderen, dass deutlich gemacht wird, dass Niederschläge in plötzlichen Ereignissen auftreten, die anders als T verteilt sind. Der Nachteil der Darstellung monatlicher Gesamtniederschläge besteht im Konstrukt des gregorianischen Kalenders, in dem Monate unterschiedlich viele Tage haben. So muss die Vergleichbarkeit der Säulen relativiert werden: der Betrachter des Diagramms muss beispielsweise bedenken, dass bei gleichmäßigem Regen Monate mit mehr Tagen eine dementsprechend höhere Gesamtniederschlagsmenge haben werden.
Thermoisoplethendiagramm (thermisch)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Thermoisoplethendiagramm (gr. thermos = Wärme; Isoplethen = Linien gleicher Werte) orientiert sich nur an den gemittelten Temperaturwerten eines Ortes. Hier werden zwar keine Niederschläge dargestellt, aber dafür wird unter anderem neben dem Jahresverlauf auch der Tagesverlauf der Temperatur aufgezeigt. Somit wird eine Einordnung in Jahres- oder Tageszeitenklima möglich.
Anmerkung: Seitlich Thermoisoplethen existiert eine weitere Art der Linien gleicher Temperatur: die Isothermen. Als Isothermen werden jedoch nur die Linien in p-V-Diagrammen oder Wetterkarten bezeichnet, deshalb die davon abweichende Bezeichnung Thermoisoplethe.
Weitere
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu weiteren Formen der Darstellung von klimatischen Umständen gehört beispielsweise das Klimogramm, welches das Verhältnis zwischenraum Temperatur- und Niederschlagswerten im Jahresverlauf mittels einer Funktionskurve graphisch darstellt.
Manche Klimadiagramme berücksichtigen bei der Lufttemperatur die durchschnittliche Amplitude im Tagesgang, auch Tag-Nacht-Amplitude bezeichnet, und stellen diese durch vertikale Balken für jeden Monat dar. Das obere Ende des Balkens entsprechend der mittleren Tageshöchsttemperatur (typischerweise Nachmittagswerte, da im Allgemeinen die Sonneneinstrahlung die bodennahe Lufttemperatur mit einer gewissen Verzögerung ansteigen lässt). Das untere Ende des Balkens entspricht der mittleren Tagestiefsttemperatur (typischerweise frühmorgendliche Werte kurz vor Sonnenaufgang, da die Luft während der gesamten Nacht auskühlt). Zur besseren Lesbarkeit sind diese Temperatur-Werte häufig im Diagramm mit angegeben.
Übersicht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Walter/Lieth-Klimadiagramm eines vom Monsun geprägten Klimas auf die Nordhalbkugel
Walter/Lieth-Klimadiagramm eines Wüstenklimas auf der Südhalbkugel
Walter/Lieth-Klimadiagramm eines tiefen Klimas auf der Südhalbkugel
Walter/Lieth-Klimadiagramm eines maritimen Klimas an der Nordhalbkugel
Idealtypisches Klimadiagramm für Trockensavannen
Walter/Lieth-Klimadiagramm eines humiden kontinentalen Klimas auf der Nordhalbkugel
Klimadiagramm in Anlehnung an Walter/Lieth, Niederschlagswerte jedoch als Säulendiagramm und ohne Unterscheidung von arid/humid
Thermoisoplethen-Diagramm (stellt nur die Temperatur umfassend im Tages- und Jahresverlauf dar)
Kopiervorlage Thermoisopleten-Diagramm
Klimogramm für Frankfurt/M.
Balkendiagramm mit Tagesamplituden in maritimem kühlgemäßigtem Klima
Klimatabelle
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Klimatabelle ist eine tabellarische Darstellung des Klimas an einem bestimmten Ort. Bei der Aufstellung nach Monat sind beim Deutschen Wetterdienst folgende Angaben üblich:
- Mittlere alltägliche Maximumtemperatur – die über den Monat gemittelte Tagesmaximumtemperaturen im langjährigen Mittel eines Referenzzeitraums
- Mittlere tägliche Minimumtemperatur – die über den Monat gemittelte Tagesminimumtemperaturen im lange Mittel eines Referenzzeitraums
- Mittlerer Gesamtniederschlag im Monat – im langjährigen Mittel eines Referenzzeitraums
- Mittlerer Anzahl der Tage mittels Niederschlag (≥ 1 mm) – im langjährigen Mittel eines Referenzzeitraums. Hier weicht der DWD von seiner Definition ab, nach der ein „Regentag“ ein Tag mit gesamt ≥ 0,1 mm Regenhöhe ist.[2]
Beispiel: Hamburg
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Hamburg-Fuhlsbüttel
Quelle:DWD |
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dieter Richter: Taschenatlas Klimastationen. Höller und Zwick Verlag, Braunschweig 1983, ISBN 3-89057-001-1.
- Heinrich Walter, Helmut Lieth: Klimadiagramm-Weltatlas. Gustav Fischer Verlag, Jena 1967.
- Diercke Weltatlas. Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann, 2015, ISBN 978-3-14-100800-5.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑Diercke Weltatlas. Bildungsstätte Schulbuchverlage Westermann, 2015, ISBN 978-3-14-100800-5, S. 244 und 254–255.
- ↑Regentag im Wetterlexikon des Deutschen Wetterdienstes.