Gryphius abend interpretation
Insgesamt handelt das Gedicht „Abend“ von Andreas Gryphius sowohl vom Lauf der Zeit, als auch vom Gebet an Gott, dass er uns helfen möge, auf dem Laufplatz des Lebens erfolgreich .Abend (1650) - Andreas Gryphius
Das Sonett "Abend" von Andreas Gryphius (1616-1664), im Jahr 1650 verfasst, handelt von einer nahen Jenseitserfahrung des lyrischen Ich's. Zeitlich lässt es sich eindeutig in die Literaturepoche des Barocks einordnen.
Nach meinem ersten Leseverständnis will der Schriftsteller mit seinem Gedicht zum einen auf die Vergänglichkeit (Vanitas) des menschlichen Lebens, zum anderen auf den baldigen Tod (Memento Mori) und dem damit verbundene Leben im Jenseits hinweisen.
Das Gedicht ist in der typischen Sonettform des 17. Jahrhunderts aufgebaut (siehe Martin Opitz, Buch der deutschen Poetery) und besteht deshalb aus 14 Versen, die sich wiederum in zwei Quartette, sowie zwei Terzette gliedern. Metrisch betrachtet liegt durchgehend ein sechshebiger Jambus (unbetont, betont) vor, der für zahlreiche Gedichte Gryphius' typisch ist. Dieser Alexandriner drückt besonders das "kunstvolle Verhältnis" zwischen Metrik und Inhalt aus. Das Reimschema in den Quartetten lautet abba und ist demzufolge ein umarmender Vers. In den beiden Terzetten liegt dagegen ein Schweifreim mit dem Schema ccd eed vor. Die Kadenzen sind nicht regelmäßig, da die Silbenanzahl manchmal gerade und manchmal ungerade ist.
Betrachtet man zu Beginn der Interpretation die Überschrift, fällt mit Einbezug die typischen Barock-Emblematik der "Abend" in ein ganz andere Licht. Denn er steht stellvertretend für den Lebensabend, ergo den letzten Jahren eines Lebens. Deutlich wird dies neben dem Emblem des "port(s)" (V.5) auch an der erkennbaren Sehnsucht des lyrischen Ichs, in das Jenseits zu gelangen (V.14).
Das erste Quartet des Sonetts ist deutlich antithetisch aufgebaut. Zuerst stellen sich "Tag" und "Nacht" unmittelbar gegenüber. Auch hier lässt sich mit Hilfe der Emblematik der Hintergrund deuten. Der "schnelle Tag" (V.1) steht für das Vergänglichkeit des Lebens auf der Erde. Die "Nacht" (V.1) als extremer Gegensatz für den Tod, die unmittelbar an das Leben anknüpft. Dies wird besonders dadurch deutlich, dass beide Nomen im selben Vers vorzufinden sind und deshalb keine wirkliche Trennung zwischenraum beiden besteht. Das Leben an sich, mit all seinen Facetten, fehlt in diesem Zusammenspiel also gänzlich. Ein Enjambement führt den Zusatz "Und führt das Sterne auff" (V.2) an die Thematik heran. Vermutlich stehen die Sterne für die einzelnen Seelen, das vom Diesseits ins Jenseits übergehen, also das Erden Verlassen und fortan im Überirdischen leben. Danach präzisiert das lyrische Ich den Abend auf ein Beispiel. Von der Arbeit müde gewordene Menschen verlassen ihren Arbeit und zurück bleibt lediglich "Einsamkeit" (V.4). Auch diese Passage ist emblematisch zu verstehen und bedeutet im übertragenen Sinne, dass die vom Leben "müde" (V.2) gewordenen Menschen das irdische Leben Verlassen. Das Alliteration "Menschen müde" (V.2) unterstreicht das harte Existieren dieser Menschen, das eigentlich nur Unnütz war, betrachtet man die Exclamatio "Wie ist die Zeit vertan!". Letztendlich war das Leben also umsonst und hat keinerlei Mehrwert mehr für die Nachwelt.
Im zweiten Quartett wird dann unmittelbar das Memento Mori Motiv deutlich. Der "port" (V.5) als Allegorie für das Ziel, das nach dem Tod erreicht werden müssen. Erneut zeigt sich eine Emblematik in Form des "Kahn(s)" (V.5), der wie ein "Spielball" auf den Wellen hin und her geschleudert wird. Dies symbolisiert das unentwegt schwierige Leben mit Höhen und Tiefen. Paradox klingt auch die Wortkombination "licht verfiel" (V.6), dass vermutlich für die langsam schwindende Lebensenergie steht, bis der Tod und damit auch die Nacht (V.1) eintritt. Niemand kann sich diesem Schicksal wegnehmen, was die polysyndetische Aufzählung in Vers 7. eindrucksvoll darstellt. Abgeschlossen wird das zweite Quartett durch eine fast klagende Stellungnahme des lyrischen Ichs. Das Existieren wirkt wie "eine renne bahn" (V.8), an dessen Ende doch niemand gewinnen kann, da dort für alle der Tod "wartet" und alles, nach Darstellung der Religion, im Jenseits neu beginnt.
Im ersten Terzett wird daraufhin die Klage konkretisiert und verlangt, dass Gott das lyrische Ich nicht weiter an der Erde lassen soll, sondern dass er (Gott) ihn von den Qualen (V.10) erlösen soll (V.14). Die Forderung seitens des lyrischen Ichs sind an den Anaphern (V.9, 10 und 12) zu erkennen. Das lyrische Ich fordern ihn (Gott) geradezu an, es von den Sorgen des irdischen Lebens an erlösen. Die Epoche des Barock war für zahlreich Menschen eine Zeit der Ungewissheit. Der 30-jährige Kampf überschattete das Leben mit Krieg, Hungersnot und Pest. Gerade deshalb bedeutete für viele Menschen der Vertrauen an die Religion und das damit erhoffte Existieren nach dem Tod, Hoffnung auf eine bessere Erde. Deutlich wird dies in Vers 11 und durch den Pleonasmus "heller glantz", der allzeit präsent bestehen soll.
Der Euphemismus "entschläfft" (V.12) für sterben macht darüber hinaus klar, dass der Tod nicht das Ende des Lebens sein kann, da der "müde Leib" (V.12) nur eingeschlafen ist und demzufolge (im Jenseits) wieder aufwacht. Der "Seele" (V.12) kommt miteinander eine ganz besondere "Aufgabe" zu, denn sie ist nach der Vorstellung das einzige, was der Tote in das Jenseits mitnimmt. Des Weiteren scheint das erneute Verwendung des "Tag(s)" interessant, weil er diesmal in direkter Verbindung mit dem "abend" (V.13) vorkommt. Zum einen ist es die Bestätigung, dass gut die Überschrift auf den emblematischen Hintergrund abzielt, zum anderen zeigt dies das irdische Ende des Lebens mit der Hoffnung auf das Jenseits. Die Bild "thal der Finsternuß" (V.14) weist erneut auf das depressive und ängstliche Stimmung hin, die zur Zeit des 30-jährigen Krieges für die Menschen eine absolute Qual gewesen sein muss. Aber wie das Wort "thal" (V.14) schon aussagt, geht es irgendwann (mit dem Erreichen des Jenseits) wieder bergauf.
Andreas Gryphius ist mit seinen zahlreichen Barockgedichten , neben Martin Opitz, einer der wichtigsten und populärsten Barocklyriker früher wie heute. Die normative Poetik, die er anwendet, zeichnet sich vor allem durch das kunstvolle Zusammenspiel von Inhalt und Form aus. Viele emblematische Bilder verdeutlichen auf eine sehr besondere Art und Weise die Schrecken und Ängste zur Zeit des Barock. Jedoch sind Gryhphius' Gedichte keine Erlebnislyrik. Sie zielen vielmehr auf kunstvolle Reflexion der Geschehnisse ab. Man wundert sich fast, dass trotz der vielen schlechten Geschehnisse noch eine derart hochwertige Lyrik verfasst wurde.
Mir persönlich gefällt das Gedicht sehr gut, da es durch die Bilder (z.B. das des Ports) eine unverwechselbare Note erhält und die besonderen Stilmittel (Pleonasmus, Polysyndeton oder Euphemismus) heutzutage in der Poesie kaum noch vorkommen.
Nach meinem ersten Leseverständnis will der Schriftsteller mit seinem Gedicht zum einen auf die Vergänglichkeit (Vanitas) des menschlichen Lebens, zum anderen auf den baldigen Tod (Memento Mori) und dem damit verbundene Leben im Jenseits hinweisen.
Das Gedicht ist in der typischen Sonettform des 17. Jahrhunderts aufgebaut (siehe Martin Opitz, Buch der deutschen Poetery) und besteht deshalb aus 14 Versen, die sich wiederum in zwei Quartette, sowie zwei Terzette gliedern. Metrisch betrachtet liegt durchgehend ein sechshebiger Jambus (unbetont, betont) vor, der für zahlreiche Gedichte Gryphius' typisch ist. Dieser Alexandriner drückt besonders das "kunstvolle Verhältnis" zwischen Metrik und Inhalt aus. Das Reimschema in den Quartetten lautet abba und ist demzufolge ein umarmender Vers. In den beiden Terzetten liegt dagegen ein Schweifreim mit dem Schema ccd eed vor. Die Kadenzen sind nicht regelmäßig, da die Silbenanzahl manchmal gerade und manchmal ungerade ist.
Betrachtet man zu Beginn der Interpretation die Überschrift, fällt mit Einbezug die typischen Barock-Emblematik der "Abend" in ein ganz andere Licht. Denn er steht stellvertretend für den Lebensabend, ergo den letzten Jahren eines Lebens. Deutlich wird dies neben dem Emblem des "port(s)" (V.5) auch an der erkennbaren Sehnsucht des lyrischen Ichs, in das Jenseits zu gelangen (V.14).
Das erste Quartet des Sonetts ist deutlich antithetisch aufgebaut. Zuerst stellen sich "Tag" und "Nacht" unmittelbar gegenüber. Auch hier lässt sich mit Hilfe der Emblematik der Hintergrund deuten. Der "schnelle Tag" (V.1) steht für das Vergänglichkeit des Lebens auf der Erde. Die "Nacht" (V.1) als extremer Gegensatz für den Tod, die unmittelbar an das Leben anknüpft. Dies wird besonders dadurch deutlich, dass beide Nomen im selben Vers vorzufinden sind und deshalb keine wirkliche Trennung zwischenraum beiden besteht. Das Leben an sich, mit all seinen Facetten, fehlt in diesem Zusammenspiel also gänzlich. Ein Enjambement führt den Zusatz "Und führt das Sterne auff" (V.2) an die Thematik heran. Vermutlich stehen die Sterne für die einzelnen Seelen, das vom Diesseits ins Jenseits übergehen, also das Erden Verlassen und fortan im Überirdischen leben. Danach präzisiert das lyrische Ich den Abend auf ein Beispiel. Von der Arbeit müde gewordene Menschen verlassen ihren Arbeit und zurück bleibt lediglich "Einsamkeit" (V.4). Auch diese Passage ist emblematisch zu verstehen und bedeutet im übertragenen Sinne, dass die vom Leben "müde" (V.2) gewordenen Menschen das irdische Leben Verlassen. Das Alliteration "Menschen müde" (V.2) unterstreicht das harte Existieren dieser Menschen, das eigentlich nur Unnütz war, betrachtet man die Exclamatio "Wie ist die Zeit vertan!". Letztendlich war das Leben also umsonst und hat keinerlei Mehrwert mehr für die Nachwelt.
Im zweiten Quartett wird dann unmittelbar das Memento Mori Motiv deutlich. Der "port" (V.5) als Allegorie für das Ziel, das nach dem Tod erreicht werden müssen. Erneut zeigt sich eine Emblematik in Form des "Kahn(s)" (V.5), der wie ein "Spielball" auf den Wellen hin und her geschleudert wird. Dies symbolisiert das unentwegt schwierige Leben mit Höhen und Tiefen. Paradox klingt auch die Wortkombination "licht verfiel" (V.6), dass vermutlich für die langsam schwindende Lebensenergie steht, bis der Tod und damit auch die Nacht (V.1) eintritt. Niemand kann sich diesem Schicksal wegnehmen, was die polysyndetische Aufzählung in Vers 7. eindrucksvoll darstellt. Abgeschlossen wird das zweite Quartett durch eine fast klagende Stellungnahme des lyrischen Ichs. Das Existieren wirkt wie "eine renne bahn" (V.8), an dessen Ende doch niemand gewinnen kann, da dort für alle der Tod "wartet" und alles, nach Darstellung der Religion, im Jenseits neu beginnt.
Im ersten Terzett wird daraufhin die Klage konkretisiert und verlangt, dass Gott das lyrische Ich nicht weiter an der Erde lassen soll, sondern dass er (Gott) ihn von den Qualen (V.10) erlösen soll (V.14). Die Forderung seitens des lyrischen Ichs sind an den Anaphern (V.9, 10 und 12) zu erkennen. Das lyrische Ich fordern ihn (Gott) geradezu an, es von den Sorgen des irdischen Lebens an erlösen. Die Epoche des Barock war für zahlreich Menschen eine Zeit der Ungewissheit. Der 30-jährige Kampf überschattete das Leben mit Krieg, Hungersnot und Pest. Gerade deshalb bedeutete für viele Menschen der Vertrauen an die Religion und das damit erhoffte Existieren nach dem Tod, Hoffnung auf eine bessere Erde. Deutlich wird dies in Vers 11 und durch den Pleonasmus "heller glantz", der allzeit präsent bestehen soll.
Der Euphemismus "entschläfft" (V.12) für sterben macht darüber hinaus klar, dass der Tod nicht das Ende des Lebens sein kann, da der "müde Leib" (V.12) nur eingeschlafen ist und demzufolge (im Jenseits) wieder aufwacht. Der "Seele" (V.12) kommt miteinander eine ganz besondere "Aufgabe" zu, denn sie ist nach der Vorstellung das einzige, was der Tote in das Jenseits mitnimmt. Des Weiteren scheint das erneute Verwendung des "Tag(s)" interessant, weil er diesmal in direkter Verbindung mit dem "abend" (V.13) vorkommt. Zum einen ist es die Bestätigung, dass gut die Überschrift auf den emblematischen Hintergrund abzielt, zum anderen zeigt dies das irdische Ende des Lebens mit der Hoffnung auf das Jenseits. Die Bild "thal der Finsternuß" (V.14) weist erneut auf das depressive und ängstliche Stimmung hin, die zur Zeit des 30-jährigen Krieges für die Menschen eine absolute Qual gewesen sein muss. Aber wie das Wort "thal" (V.14) schon aussagt, geht es irgendwann (mit dem Erreichen des Jenseits) wieder bergauf.
Andreas Gryphius ist mit seinen zahlreichen Barockgedichten , neben Martin Opitz, einer der wichtigsten und populärsten Barocklyriker früher wie heute. Die normative Poetik, die er anwendet, zeichnet sich vor allem durch das kunstvolle Zusammenspiel von Inhalt und Form aus. Viele emblematische Bilder verdeutlichen auf eine sehr besondere Art und Weise die Schrecken und Ängste zur Zeit des Barock. Jedoch sind Gryhphius' Gedichte keine Erlebnislyrik. Sie zielen vielmehr auf kunstvolle Reflexion der Geschehnisse ab. Man wundert sich fast, dass trotz der vielen schlechten Geschehnisse noch eine derart hochwertige Lyrik verfasst wurde.
Mir persönlich gefällt das Gedicht sehr gut, da es durch die Bilder (z.B. das des Ports) eine unverwechselbare Note erhält und die besonderen Stilmittel (Pleonasmus, Polysyndeton oder Euphemismus) heutzutage in der Poesie kaum noch vorkommen.