Wundheilung wie lange
Bei einem normalen Heilungsverlauf dauert die Granulationsphase je nach Wunde etwa vier bis sieben Tage. Die vierte und letzte Wundheilungsphase ist die Epithelisierung .Wie funktioniert die Wundheilung?
Nach einer Verletzung, einem Unfall oder einer OP: Die Wundheilung ist ein komplizierter Prozess, an dem viele verschiedene Zellen, Botenstoffe und andere Substanzen beteiligt sind. Sie zielt darauf ab, eine Wunde – also einen defekten Bereich im Gewebe der äußeren oder inneren Körperoberflächen – möglichst rasch zu verschließen. Das verhindert, dass Infektionen, Temperaturschwankungen, Trocknung und andere mechanische Reizungen das Gewebe beeinträchtigen.
Man differenziert grundsätzlich zwei Arten der Wundheilung: die primäre und die sekundäre Wundheilung.
Primäre Wundheilung
Von einer primären Wundheilung sprechen Mediziner, wenn die Wundränder direkt zusammenwachsen und selbst eine schmale Narbe bildet. Das passiert entweder von allein oder mit ärztlicher Unterstützung mittels Naht, Klemmen oder Pflaster. Die anfangs hellrote, weiche Narbe wird mit der Zeit weißlich und gewinnt an Festigkeit.
Eine primäre Wundheilung findet sich bei unkomplizierten Gelegenheitswunden, wie Schnitt- und Platzwunden, mit glatten Wundrändern und ohne großen Gewebsverlust. Hierfür darf die Wunde nicht älter als vier bis sechs Stunden sein, wenn siehe verschlossen wird. Auch die Wundheilung nach Operationen verläuft primär, wenn es sich um eine nicht-infizierte (aseptische) Operationswunde handelt.
Sekundäre Wundheilung
Großflächige und/oder klaffende Wunden mit größeren Gewebeverlust heilen sekundär, das heißt: Die Wundränder wuchern nicht direkt zusammen. Stattdessen wird die Wunde durch Granulationsgewebe vom Grund her aufgefüllt. Solch eine sekundär heilende Wunde weist schließlich eine breitere Narbenfläche an, die nicht sehr belastungsstabil ist und häufig kosmetikalisch stört.
Auch jede mit Bakterien infizierte Wunde verheilt sicherheitshalber sekundär: Bei einem primären Wundverschluss durch eine Hautnaht besteht nämlich die Gefahr, dass sich die Geburten in der Wunde vermehren und zu einem Kochfeld (Abszess) führen. Bei einer infizierten Wunde ist deshalb eine offene Wundheilung mit Granulation aus der Tiefe nach oben wichtig, sodass Wundsekret oder Eiter ungehindert nach außen abfließen.
Eine sekundäreWundheilung entsteht auch bei chronischen Wunden wie einem diabetischen Fußgeschwür oder Dekubitus (Wundliegen).
Wie kann die Wundheilung beschleunigt werden?
Es dauert einige Zeit, bis der Körper Wunden wieder verschließt. Allerdings liefert es verschiedene Möglichkeiten, die Wundheilung zu unterstützen.
Zinksalbe befördert die Wundheilung, zum Beispiel nach Verbrennungen, bei diabetischen Fußgeschwüren oder im Anschluss an eine OP.
Silber-Ionen haben eine antibakterielle Wirkung. Daher kommen Silberpuder oder silberne Wundauflagen zum Einsatz, um Infektionen zu verhindern und auf diese Weise die Wundheilung positiv zu beeinflussen.
Viele Menschen setzen Hausmittel wie Kamillentee oder Teebaumöl einer, um die Wundheilung zu fördern. Es gibt erste Hinweise darauf, dass Honig die Wundheilung möglicherweise beschleunigt.
Vaseline hält wunde, raue Haut geschmeidig und wird von vielen Menschen als angenehm empfunden.
Auch die Ernährung spielt für die Wundheilung eine wichtige Rolle. Der Leib braucht Mineralstoffe wie Eisen und Zink, Vitamine wie Vitamin C oder Vitamin E und insbesondere auch Eiweiße, um die Haut gesund zu halten und Wunden heilen zu lassen. Eiweiße und ihre Bestandteile, die Aminosäuren, werden gebraucht, um zum Beispiel im Anschluss an eine Operation neues Gewebe herzustellen.
Wovon Mediziner dringend abraten, ist der Genuss von Alkohol. Im Gegensatz zur geläufigen Meinung "desinfiziert" er nicht von innen, sondern stört sogar die Wundheilung.
Hausmittel haben ihren Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.
Welche Phasen der Wundheilung gibt es?
Es lassen sich grob drei Phasen die Wundheilung unterscheiden, die sich häufig auch überlappen und parallel ablaufen.
Exsudations- oder Reinigungsphase
Direkt nach Entstehen der Verletzte beginnt bereits die Exsudationsphase, die auch Reinigungs- oder Entzündungsphase genannt wird.
Durch Gefäßverengung (Konstriktion) und Aktivierung die Blutgerinnungskaskade (Bildung von Fibrin = Eiweißfasern) werden eventuelle Blutungen gestillt. Geschädigte Gefäßwände werden abgedichtet. Die Freisetzung von Botenstoffen wie Histamin löst eine lokale Entflammung aus, in deren Folge unter anderem die Wanddurchlässigkeit der feinsten Blutgefäße (Kapillaren) zunimmt. Dadurch tritt im Wundbereich vermehrt Blutplasma aus (Exsudation).
Mit diesem Wundsekret, auch Wundflüssigkeit genannt, versucht der Körper, die Wunde an säubern. Das Sekret schwemmt Zelltrümmer, Fremdkörper und Mikroben aus. Eingewanderte weiße Blutkörperchen vom Typ der Makrophagen (Fresszellen) und Granulozyten unterstützen diesen Prozess: Granulozyten beseitigen wie Makrophagen Krankheitskeime. Die Fresszellen bauen auch Zelltrümmer ab.
Die Dauer der Exsudationsphase beträgt in der Regel bis zu drei Tage.
Granulations- oder Proliferationsphase
In dieser zweiten Phase der Wundheilung beginnen kleinste Blutgefäße, sogenannte Kapillaren, und Bindegewebszellen von den Wundrändern her in das Wundbett einzuwachsen und ein festes Netzwerk zu bilden. Dieses gefäßreiche Gewebe ist an der Oberfläche tiefrot, feucht-glänzend und körnig. Mediziner bezeichnen dies als Granulationsgewebe (lat. granulum = Körnchen).
Die Bindegewebszellen produzieren Vorstufen von Kollagen. Diese stabilisierenden Eiweißfasern lassen die Wunde schrumpfen – so werden die Wundränder zueinander gezogen und die Wundoberfläche verringert sich.
Die Granulationsphase dauert ungefähr fünfzehn Tage.
Regenerationsphase
Im letzten Abschnitt der Wundheilung nimmt der Teil an Gewebswasser und Gefäßen im Granulationsgewebe ab. Das zuvor angelegten Kollagenfasern vernetzen und stabilisieren sich. So bildet sich ein erstes Narbengewebe. Die von den Wundrändern einwandernden Epithelzellen bedecken schließlich die gesamte Wundoberfläche (Epithelisierung).
Die Regenerationsphase hält meist mehrere Wochen bis Monate an. Erst nach etwa drei Monaten hat das Narbe ihre maximale Belastbarkeit erreicht.